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Bienen helfen - ein Trend im Buchhandel

15.03.2014 07:49   |  Kommentare ( 0 )
Kategorien:   Nahrung  Bienenschutz  Diverses  

Auch im Buchhandel boomt das Thema «Bienen». Man steht vor einer grossen Anzahl Bücher, wie man Bienen helfen und etwas für sie tun könne.
Leider geht es dabei fast ausschliesslich um Honigbienen ... Wildbienen sind dabei nur beiläufig ein Randthema, für welches man sich kaum Zeit genommen hat. Und sie werden fast immer mit Fehlinformationen erwähnt. Zum xtausendsten Mal schlechte Tipps und Anleitungen zum "Hotel"-Bau: schlecht – schlechter – am schlechtesten …

Für Wildbienenfreunde sind die meisten Bücher eine Enttäuschung. Es gibt einige Perlen, die auch entsprechend von Fachleuten stammen und von uns empfohlen werden -> siehe Extras

Das Gros kann leider nicht empfohlen werden – gut gemeint ist eben letztlich doch oft das Gegenteil von gut.

 

«Wir tun was für Bienen»

Eine grosse Hoffnung war «Wir tun was für Bienen» erschienen bei Kosmos mit der Initiative "Deutschland summt". Geht es doch auf einigen Seiten um Wildbienen (leider schlechte Tipps bei den Nisthilfen) spielen Honigbienen einmal mehr die - vermeintliche - Hauptrolle. Attraktiv gestaltet, bietet es für den Wildbienenfreund letzlich doch kaum Neues. Befremdlich ist ein kommerzielles Inserat am Schluss eines nicht-fachkundigen Insektenhotel-Herstellers …

 

Von allem mit dem Titel «Hotel» sei abgeraten

Ein besonderes Ärgernis sind leider alle Bücher (und übrigens auch Produkte) mit dem Titel „Hotel“. Das Ideenbuch, das Wildbienenhotel, das Insektenhotel ... und wie sie alle heissen bedürften dringend der fachlichen Überarbeitung und es kann von ihnen nur abgeraten werden.

 

«Mein Garten – ein Bienenparadies»

Nun ist gerade «Mein Garten – ein Bienenparadies – die 200 besten Bienenpflanzen»  (Blick ins Buch) erschienen im Schweizer Haupt-Verlag. Das weckt hohe Erwartungen, sind in diesem Verlag doch hervorragende Bücher von Wildbienen-Spezialisten erschienen, zB von Felix Amiet & Albert Krebs  «Bienen Mitteleuropas» und Andreas Müller & Antonia Zurbuchen «Wildbienenschutz – von der Wissenschaft zur Praxis», die bei Wildbienenfreunden nie fehlen sollten.

Doch leider entpuppt sich dieses Buch von Bruno P. Kremer bei näherer Betrachtung als Enttäuschung.
Schon die Wahl des Titelbilds passt nicht recht zum Thema.
Auf den ersten dreissig Seiten befindet sich eine (zu) kleine Einleitung: Die Tipps zum Wildbienenhotelbau (Seite 30-32) sind schlecht und teils schlicht falsch, sie bekämen nicht einen der in Aussicht gestellten vier Sterne. Das Foto dazu geht gerade noch, auch wenn es einige ungeeignete Materialien enthält, wenigstens sieht man keine Stirnholzbohrungen. Der als "einfache Ersatzlösung" angepriesene, unterirdisch vergrabene Blumentopf als Hummel-Nisthilfe könnte bei Regen vollaufen und das Volk ertrinken.
Es werden nur zwei (!) Beispielfotos von Gärten gezeigt, was bei diesem Thema natürlich völlig unzuzureichend ist. Die  Buchbewerbung auf dem Umschlag "Im eigenen Garten, auf der Terrasse und auf dem Balkon lässt sich ohne grossen Aufwand eine bunte Vielfalt anpflanzen ..." wird nicht eingelöst, es gibt dazu keine konkreten Beispiele oder Empfehlungen.

Dann folgen auf über 220 Seiten einzelne Pflanzenportraits mit dem immer gleichen Rubriken-Raster. Diese Rubriken bieten kaum Informationen, die man nicht auch im Internet kostenlos und vertiefter fände. Hoffnung macht die Rubrik «Insektenbonus». Doch auch hier wird man enttäuscht, fehlten dem Autor vertiefte Kenntnisse über die vielen verschiedenen Wildbienenarten, die man an den Pflanzen oft sehr typisch entdecken könnte. Nur ganz vereinzelte Lichtblicke gibt es, zB beim Hinweis auf die (seltene) Mohn-Mauerbiene beim Klatschmohn oder die Schenkelbienen beim Gilbweiderich oder allgemeine Hinweise auf kurz- oder langrüsslige Blütengäste. Meist finden sich in dieser Rubrik die immer gleichen langweiligen Allgemeinplätze, die Pflanze sei „wertvoll für Bienen und Hummeln“, „umschwärmt von Hautflüglern“, "viele Insektengruppen" und ähnliches ... das ist nicht wirklich spannend, hilft nicht wirklich weiter und bietet wenig Bonus für die Leserschaft. Für unfreiwillige Komik sorgt auf Seite 218 die "Dosenbiene (Dasypoda plumipes)" wobei der Hinweis auf die Hosenbiene D. hirtipes besser zur Wegwarte gepasst hätte, da sie oligolektisch auf Korbblütlern sammelt im Gegensatz zur erwähnten D. plumipes, die oligolektisch auf Kardengewächsen sammelt.

Für den Titel dieses Buches wurde zu wenig recherchiert, das Ganze ist zu oberflächlich. Man blättert durch so manch spannende Pflanze und denkt: «Wie schade! Hätte man nur Fachleute beigezogen und die wirklich spannenden Infos und Fotos ergänzen können.» Auch die Bildlegenden (allein schon in der Einleitung) sind enttäuschend, zuwenig werden die Arten genau benannt, bei Flora wie auch bei Fauna - vielleicht einfach, weil man es nicht wusste.

Ein Blick in den Anhang zeigt, wie es wohl entstanden ist: Hier reiht sich Fotoagentur an Fotoagentur, man suchte Fotos zusammen bei Flickr und bei Wikimedia. Eine Schreibtischtat aus den Weiten des Internet, der letztlich der Kontakt zur echten Natur fehlte? Noch nicht bei der Hälfte durchgeblättert, mag man es schon gerne auch wieder aus der Hand legen.

Wenig Verständnis hat man, dass unnötigerweise im Buch auch Pflanzen genannt werden, die ausländisch sind. Kein Pardon darf es aber dafür geben, dass im Buch Neophyten portraitiert wurden. Essigbaum, Berufskraut, Sommerflieder & Co. haben darin nun wirklich nichts verloren. Wer meint, die Folgen dieser Neophyten sei nicht so schlimm, der sollte sich ganz dringend mal vor Ort anschauen, wie massiv sie sich ausbreiten und den dringend benötigten Lebensraum heimischer Arten entziehen, und ganz persönlich an einer Bekämpfungsmassnahme im Rahmen eines Umwelteinsatzes teilnehmen. Auch der Hinweis zur "Fremdenfeindlichkeit" und im Fliesstext (Seite 28), das man diese "nicht zur Anpflanzung im eigenen Garten" empfehle, zeigt ein Mangel an Problembewusstsein.

Die grösste Enttäuschung ist aber, dass die Erwartungen zum Bienenparadies nicht eingelöst werden. Es ist höchstens ein Buch über Bienenweiden, mit dem Titel „Insektenparadies“ ginge es vielleicht knapp durch. Zum «Garten-Bienenparadies» hätte das ganze Themenfeld natürlicher Niststrukturen für Wildbienen zwingend hineingehört.

Aus Langeweile begannen wir die abgebildeten Insekten auf den Fotos zu zählen: 43 Honigbienen, 42 Wildbienen – wovon aber nur 9 Solitärbienen (!) und 33 nicht benannte Hummeln, 19 Falter, 17 Fliegen und 11x Käfer, Wanzen und andere Insekten …

Das Geld für dieses Buch kann sich der Bienenfreund sparen, die in Aussicht gestellten Informationen findet man ausführlicher kostenlos im Internet, zB unsere Rubrik "Nahrung" mit zahlreichen Links.
Oder man gönnt sich das Buch von guten Naturgärtnern, sehr zu empfehlen ist dabei Reinhard Witt, auch in unseren Buchempfehlungen.
Ein guter Tipp ist auch ein Abonnement der Zeitschrift "Bioterra", hier erhält man regelmässig hervorragende Ideen und Inspirationen für echte Bienenparadiese im Garten.

Das Schaffen von Bienenparadiesen ist dringend nötig: Wo Nahrung und natürliche Niststrukturen in unmittelbarer Nähe von einander zu finden sind, treffen auch vielfältige Arten von Bienen ein. Das Schaffen und Bewahren dieser Paradiese belohnt uns mit vielen faszinierenden Beobachtungen und Erlebnissen und ist für die Bienen überlebenswichtig ...

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